www.johannstadtarchiv.de






Sängerfest 1925

Vom 20. bis 23. Juni 1925 fand in Dresden-Johannstadt ein Sächsisches Sängerfest statt. Zu damaliger Zeit war das Singen in Sängervereinen sehr populär. Allein in Sachsen existierten im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts über 1.300 Männergesangsvereine. Somit war mit einer regen Teilnahme und vielen Zuschauern zu rechnen. Als Motto stand über dem Fest

„Was – so – vergangen
kehrt nicht wieder
ging es aber leuchtend nieder
leuchtet's lange noch zurück“.

Mit der Vorbereitung des Sängerfestes wurde am 22. September 1924 begonnen. Es gab einen geschäftsführenden Festausschuss und neun Sonderausschüsse, in denen über 60 Mitarbeiter tätig waren und 24 Sitzungen bis zum Beginn des Festes abhielten. Bis zum 5. Juni 1925 gingen 33.565 Anmeldungen ein, von denen allerdings nur 22.707 tatsächlich am Fest teilgenommen haben.

Auf dem Vogelwiesengelände wurde nach Plänen des Baumeisters Karl Friedrich Noack eine Sängerhalle errichtet. Am 27. März 1925 erfolgte der erste Spatenstich zum Bau der Festhalle. Der Dresdner Ratszimmermeister Ernst Noack wurde zusammen mit den Baufirmen Gebr. Fichtner und Louis Geyer Nachf. mit dem Bau beauftragt. Innerhalb von elf Wochen, gerechnet vom ersten Spatenstich, wurde die Halle fertiggestellt. 250 Arbeiter in zwei Schichten arbeiteten am Bau. Ingesamt wurden für die Errichtung der Festhalle 22.000 Kubikmeter Holz benötigt. Die Festhalle war 132 Meter lang, 70 Meter breit, das Bogendach erreichte eine Höhe von 24 Metern, die Grundfläche betrug 9.240 Quadratmeter. 12.000 Sänger konnten auf einer Bühne, die stufenförmig eine Höhe von acht Metern erreichte, vor 13.000 Zuschauern ihre Lieder darbieten. 33 Eingangstore für die Zuschauer und 18 Tore für die Künstler ermöglichten eine schnelle Füllung und Leerung der Halle. Abendvorstellungen wurden von 66 Bogenlampen beleuchtet. Die Sitzbänke konnten für Festabende aller drei Reihen in Tische umgewandelt werden. Die Gesamtkosten beliefern sich auf 307.000 Mark. Die Bauteile der Halle waren transportabel und konnten auf späteren Sängerbundesfesten wiederverwendet werden. Nach dem Fest wurde die Halle abgebaut und nach Chemnitz verbracht.

Während des drei Tage dauernden Festes erlebten die Dresdner und aus ganz Deutschland angereisten Gäste die vielfältigsten Gesangsdarbietungen, dargeboten von den 16 Unterbünden des Sächsischen Sängerbundes.

Die erste Probe fand am 18. Juni 1925 statt. Insgesamt fanden in der Festhalle während des Sängerfestes ein Begrüßungskonzert, zwei Hauptaufführungen, drei Festabende, ein Kinderkonzert und Jugendschauturnen statt sowie ein Konzert nach dem Fest. Weitere sechs Sonderkonzerte fanden in Sälen und Kirchen der Stadt statt. 130 Chorwerke von 65 sächsischen Komponisten kamen zur Aufführung. Der Festplatz, der 120.000 Quadratmeter umfasste, wurde von rund 100.000 Personen besucht. Der Eingang erfolgte durch die vom Dresdner Architekten Max Krautschick entworfenen zwei Ehrentore.

Von der Reichsbahnverwaltung wurden insgesamt 84 Sonderzüge eingesetzt. Die Sängervereine wurden nach ihrer Ankunft durch die festlich geschmückte Prager Straße zum Rathaus geführt, wo sie durch Professor Dr. Funke mit einer Begrüßungsrede willkommen geheißen wurden.

In zwei Festumzügen wurden die verschiedenen Liedformen optisch dargestellt. Ein Postgesangsverein erschien mit historischer Postkutsche und blasenden Postillions. Freiberger Vereine präsentierten sich in Bergparadeuniformen. Sänger in sorbischen Trachten, aber auch Herren mit Zylinderhut marschierten im Umzug mit. Eine weitere Besonderheit des Umzuges war, dass er gleichzeitig auf der gleichen Strecke in zwei entgegengesetzten Richtungen stattfand. Die Zeitungen überschlugen sich mit lobenden Worten über die gelungenen Darbietungen der Chöre und die Begeisterung der Zuschauer.

*Weblinks:*
* "Sächsischer Chorverband, Nachfolger des Sächsischen Sängerbundes, in der Wikipedia":http://de.wikipedia.org/wiki/S%C3%A4chsischer_Chorverband
* "Internetseite des Sächsischen Chorverbandes":http://www.saechsischer-chorverband.de/
* "Artikel zur 'Sänger-Eiche' und den Sängerfesten in der Sächsischen Zeitung":http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=957700