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Hertelstraße

Die Hertelstraße ist eine kurze Verbindungsstraße zwischen Tatzberg und "Käthe-Kollwitz-Ufer":?article_id=126. Ihre Länge beträgt 200 Meter. In ihrem Verlauf wird sie durch die "Pfotenhauer-":?article_id=128 und die "Blumenstraße":?article_id=122 gekreuzt. Benannt wurde sie 1893 nach "Dr. Theodor Julius Hertel":http://dresden.stadtwiki.de/wiki/Theodor_Julius_Hertel (1807–1880), der von 1853 bis zum seinen Tod das Amt des Bürgermeisters ausübte.

Die Straße wurde zwischen 1895 und 1900 in geschlossener Bauweise errichtet. Charakteristisch für den damaligen Massenwohnungsbau war die ausgeprägte Gestaltung der straßenseitigen Häuserfassaden mit ihren aufwendigen Schmuckelementen, die mit reichlich figuralem Schmuck und beeindruckender Ornamentik belebt wurden. Auch das Innere dieser Häuser wurde repräsentativ mit opulenten Ausmalungen und Stuckdekor gestaltet.

Die Hertelstraße besticht durch ein geschlossenes und fast unverfälschtes Erscheinungsbild eines spätgründerzeitlichen Mietshausensembles mit hohem gestalterischen Anspruch. So ist es nicht verwunderlich, dass auch die Innenausstattung, die zum großen Teil erhalten ist, höchsten Ansprüchen genügt. Zu erwähnen sind insbesondere die Durchfahrten und Treppenhäuser, die mit ihrer opulenten farblichen Gestaltung einen hervorragenden Übergang zwischen öffentlichem Raum und der Privatsphäre der Wohnungen schaffen.

Für die Ausstattung der Eingänge und Treppenhäuser fanden Fenster, Fliesen, Geländer, Handläufe, Malereien, Stuckdekor, Türen, Ziergitter usw. Verwendung. Zu erwähnen ist die farbliche Gestaltung als wesentliches Element, die Dekorationsmalerei war ein expandierendes Gewerbe und erlangte enorme Wichtigkeit.

Die farbliche Gestaltung lehnte sich stilistisch vor allem an Renaissance, Barock und Klassizismus an und wirkte mit ihrer variierten Feldeinteilung aus Stuckdekor und Ölmalerei. So entstanden bemalte Deckenspiegel, die heute noch häufig erhalten sind und von stuckierten Profilen und Kehlen eingefasst sind. Die Seitenwände gliedern sich in Sockelzonen und vielfach gestalteten Oberwandflächen.

Von den Luftangriffen am 13./14. Februar 1945 ist die Hertelstraße weitgehend verschont geblieben. So vermittelt sie heute einen Eindruck davon, wie es einst in der Vorkriegs-Johannstadt aussah.

Kleinere Nach-Wende-Restaurierungssünden oder -übertreibungen in einzelnen Häusern wurden nach einzelnen Befunduntersuchungen des Landesamtes für Denkmalschutz wieder korrigiert.

*Hertelstraße 18*
In diesem 1895/96 errichteten Haus wohnten Beamte und Offiziere mittleren Ranges der nahegelegenen Jägerkaserne. Hier findet man nicht nur den bemerkenswertesten Eingangsbereich, sondern auch aufwendig bemalte Oberwandflächen, marmorierte Sockel, Stuckprofile und Decken mit Ornamentierungen. Einzigartig sind die großformatigen Wandbilder, geschaffen von Dekorationsmaler F. Hauptstein.

*Hertelstraße 20*
Dieses Haus wurde 1895 erbaut. Aufwendige Wandbilder mit Blautonmalerei und Stuckrahmen dominieren den Durchgang des Hauses, in dem ein damals typischer Wandschrank erhalten ist.

*Hertelstraße 23*
In dem 1895 erbauten Haus finden sich im Hausflur weitere Landschaftsdarstellungen. Den bemalten Deckenspiegel mit kräftigen Stuckprofilen belebt zartes Ast- und Blattwerk.

*Hertelstraße 25*
Dieses Haus wurde um 1895 erbaut. Es ist ein Mietshaus und ein typischer Bau dieses Quartiers vor 1900. Besondere Akzente wurden durch die Balkonachsen und die innen noch originale Flurausstattung gesetzt. Mittelpunkt der Deckengestaltung bilden Medaillons von Dürer und Raffael.

*Hertelstraße 31*
Dieses Gebäude wurde 1895 der Deutschen Renaissance nachempfunden und besitzt eine Sandsteinfassade mit Schweifgiebel, Erker, Ornamentik aus Beschlagwerk, Kartusche mit Rollwerk, Muschelformen u.a. Dieses Grundmuster überträgt sich auf die Klinker-Sandstein-Fassaden der anderen Häuser. Sie verfügen über einem tragenden Erdgeschoss mit Sandsteinverkleidung über mehrere Vollgeschosse mit Klinkern, verziert durch Agraffen, Diamantquader, Köpfe und Säulen.

*Hertelstraße 33*
Erwähnenswert ist das Haus aufgrund seiner durch Stuckdekor gegliederten Seelandschaft, die dem Stil der holländischen Blautonmalerei nachempfunden wurde.

*Kraftwerk Ost*
Die Betreiber der Dresdner Straßenbahn traten 1892 an den Oberbürgermeister Stübel mit dem Plan heran, die Dresdner Pferdestraßenbahn auf elektrische Antriebstechnik umzurüsten. Inspiriert wurden sie durch die Demonstration eines elektrisch betriebenen Fahrzeuges auf der Berliner Gewerbeausstellung 1879. Als Standort des Kraftwerks wurde die Hertelstraße ausgewählt, da sie etwa in der Mitte der Strecke Innenstadt–Blasewitz lag. Im Frühjahr 1893 wurde das Kraftwerk in Betrieb genommen. Zwei Wasserröhrenkessel mit 137 Quadratmeter Heizfläche bereiteten den Dampf für zwei Dampfmaschinen mit je einer angekoppelten Dynamomaschine. Der erzeugte Strom hatte eine Spannung von 500 Volt und eine Stromstärke von 260 Ampere. Am 4. Dezember 1894 verkaufte die Straßenbahngesellschaft das Kraftwerk Hertelstraße an die Stadt.

*Quellen:*
* Chronik Hofmann
* Michael Müller, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen

*Weblink:*
* "Hertelstraße bei www.dresdner-stadtteile.de":http://www.dresdner-stadtteile.de/Zentrum/Johannstadt/Strassen_Johannstadt/strassen_johannstadt.html