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„Diese 40 Minuten Hölle“

__Zeitzeugenbericht aus dem Archiv der "„Interessengemeinschaft 13. Februar 1945“ e.V.":http://www.dresden-1945.de/verein/index.html. Zitiert nach: Oliver Reinhard/Matthias Neutzner/Wolfgang Hesse: Das rote Leuchten. Dresden und der Bombenkrieg. Dresden 2005. S. 320.__

Hannel und Gottfried ... (Dresden) an Margarete verw. Rühle (Brockwitz)

Firmenbriefpapier, A 4, handschriftlich

Dresden, den 16.03.1945

Liebe Gretel!

Heute erhielten wir Deinen Brief vom 12. des Jahres. Habe recht herzlichen Dank für Deine Liebe und Sorge um uns! Ja, die Nacht vom 13. zum 14. Februar werden wir wohl nie in unserem Leben vergessen. All unsere jahrzehntelange Arbeit und all unsere Mühen umsonst. Wir stehen vor einem Nichts! Selbst unser Anfang vor 18 Jahren war leichter und nicht so trüb und finster wie die Zukunft, die vor uns liegt. Oft schon haben wir uns in diesen Tagen gefragt, wofür alles?

Wir kommen uns vor wie Zigeuner und Bettler. Solange man nichts haben will, ist alles gut. Aber wenn man etwas verlangt, mag es sein was es will, dann sieht man wohl, wie es mit der viel gepriesenen Volksgemeinschaft aussieht.

Unser Haus und schönes Heim haben wir gleich beim ersten Angriff verloren. Rechts und links von uns waren Spreng- und Brandbomben niedergegangen. Gleich nachdem Ruhe eingetreten war, sind wir raus aus dem Keller. Ringsherum brannte alles. [...]

Den 2. Angriff erlebten wir an der Elbe liegend im Freien. Wir hatten uns entschlossen, nach Radeberg zu laufen. Auf der Vogelwiese, in der Höhe der Fürstenstraße, ging der Tanz los. Es war furchtbar. Und lässt sich nicht beschreiben. Neben uns lagen zwei Soldaten, die meinten, lieber zwei Stunden Trommelfeuer, als dies noch einmal erleben. Ich glaube, es sagt genug. Auch wir möchten dies alles nicht noch mal durchmachen. Nach diesen 40 Minuten Hölle sind wir weiter nach Blasewitz. [...]