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Zigarettenherstellung in der Johannstadt

Im Jahr 1862 gründete Joseph Michael von Huppmann-Valbelle in Dresden die Compagnie Laferme als Zweigwerk seines St. Petersburger Unternehmens. Er schrieb an den Rath der Königl. Haupt- und Residenzstadt am 17. Juli 1862: „Das Exportgeschäft hat namentlich in der unseren Zeit einen so großen Aufschwung genommen, dass ich den Entschluss gefasst habe, außerhalb Russlands eine Kommandite zu errichten. Ich bin zu diesem Entschluss gelangt, weil in Russland der Tabak sehr stark besteuert ist, und meine Fabrikate, die ich für den Export außerhalb Russlands arbeiten lasse bedeutend billiger werden.“

Sein Unternehmen war die erste Zigarettenfabrik Deutschlands, somit kann man behaupten, die erste Zigarette in Deutschland kam aus Dresden. Es war auch der Beginn eines Herstellungszweiges in Dresden, der die Gründung vieler Zigarettenfabriken nach sich zog, von denen einige ihren Sitz in Johannstadt hatten.

Bis zum Jahr 1890 siedelten sich 29 Zigarettenfabriken in Dresden an. Ihre Anzahl wuchs ständig, 1900 waren es 43 und um 1925 stolze 141 Fabriken. Obwohl auch in anderen Städten Deutschlands viele Zigarettenfabriken entstanden, blieb Dresden stets auf diesem Gebiet führend. Fast 25 % der Dresdner Bevölkerung arbeitete in oder für die Tabakbranche. Aufgrund der wirtschaftlichen Verhältnisse in den zwanziger Jahren ging die Anzahl der Fabriken zurück. Kleine Betriebe mussten aufgeben, die mittleren schlossen sich zusammen als Schutz vor den wachsenden Tabakkonzernen, die bereits einige Betriebe, wie Jasmatzi oder Tabakfabrik Monopol, aufgekauft hatten. Im Jahr 1932 bestanden in Dresden nur noch 40 Fabriken.

*Folgende Tabakfabriken befanden sich im Laufe der Zeit in Johannstadt:*

* Arkadia, Pfotenhauerstraße 36
* Arosa, Zöllnerstraße 33/35
* Bendler, Pfotenhauerstraße 48
* Basma, "Dürerplatz":?article_id=136 4
* Bassora, Dürerstraße 100
* Bartschari, Pillnitzerstraße 65
* Böhme, Trinitatisstraße 28
* Delphi, Dürerstraße 5
* Delta, Blasewitzer Straße 41
* Dumitrescu, Comeniusstraße 3
* Haus Neuerburg/ Eckstein-Halpaus, Trinitatisstraße 28
* Jasmatzi und Söhne, Blasewitzer Straße 17
* Kosmos, Fürstenstraße 70
* Kunze, Blasewitzer Straße 10
* Monopol, Blasewitzer Straße 70
* Müller und Co, Zöllnerstraße 5
* Persia, Gerokstraße 52
* Reunion, Hassestraße 3
* Smyrna, Blasewitzer Straße
* SüdWest, Striesener Straße 43
* Triumph, Blasewitzer Straße 60
* Türkenperlen, Stephanienstraße 38
* Tuma, Fürstenstraße 72
* Urania, Lortzingstraße 38
* Weller, Holbeinstraße 51

*Die bekanntesten Zigarettenfabriken in der Johannstadt waren:*

* "Zigarettenfabrik Kosmos GmbH":?article_id=66
* "Jasmatzi AG":?article_id=67
* "Delta Cigarettenfabrik GmbH":?article_id=68

In den letzten Kriegsjahren hatten zahlreiche Zigarettenunternehmen rund um Dresden Ausweichstätten eingerichtet. Es gab Rohtabak-, Maschinen- und Zigarettenpapierlager. Diese Ausweichlager existierten nicht nur aus Angst vor eventuellen Luftangriffen, sondern auch, weil der Staat die Hauptwerke der Zigarettenindustrie für Rüstungszwecke benötigte. Das betraf auch die Firmen Monopol und Kosmos, die in ihren Fabriken Kriegserzeugnisse statt Zigaretten produzierten. Trotz aller Schwierigkeiten produzierten die Dresdner Betriebe 60 % des deutschen Gesamtbedarfs an Zigaretten.

Der Volksentscheid am 30. Juni 1946 enteignete die Großbetriebe der Tabakindustrie. Im Spätsommer 1948 wurde die Vereinigung Volkseigener Betriebe für das Land Sachsen gegründet. Ihr unterstanden alle volkseigenen tabakverarbeitenden Betriebe in Sachsen.