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Antons

Auf einem Teil der Stallamtswiesen, gegenüber der Prießnitzmündung, hatte der Hamburger Kaufmann Friedrich Ernst Droop einen Kalkofen errichtet. Der Betrieb musste jedoch wegen der minderwertigen Beschaffenheit des Kalks, bedingt durch die schlechte Qualität der ihm zur Verfügung stehenden Rohstoffe (Steinkohle aus dem Freitaler Becken und unreiner Kalkstein) und der damit verbundenen geringen Absatz- und Verdienstmöglichkeiten bald eingestellt werden.

Nachdem Droop seine Kalkbrennerei verkauft hatte, versuchte sich Johann Caspar Kander mit den gleichen Öfen in der Kalkbrennerei. Kander bezog zwar die Rohstoffe von anderen Lieferanten, hatte aber trotzdem nicht mehr Glück. Nicht nur der Besitzer der nahen Ziegelscheune beschwerte sich über die Umweltbelästigung, auch Sachverständige äußerten sich ungünstig über die Kalkbrennerei. Sie schätzten ein, dass „der beständig aus beiden Öfen fortziehende stinkende Steinkohlenrauch und schwefelichte Dampf den nahen Vorwerken, der Ziegelscheune und den Vorstädten, wie schon bei Droop geschehen, unausstehlich und auch der Wildbahn und dem Fasanenstande dieser Gegend (Großer Garten!) nachteilig werden würde“.

Diesem Gutachten hatte der kurfürstliche Oberfloßinspektor der Elster- und erzgebirgischen Flößerei, Christian Gottlob Anton, den Erfolg seiner Bewerbung um dieses Stück Land zu verdanken. Er erhielt das Grundstück 1754 geschenkt, verbunden mit der Erlaubnis, ein Haus mit Garten darauf zu erbauen sowie die Genehmigung zur Errichtung einer Gastwirtschaft „mit der Gerechtigkeit des Branntweinbrennens, eigener Bäckerei und Schlächterei auszuüben“. Er ließ vom Baumeister und Kondukteur beim Oberbauamt Siegmund Gottlieb Zug ein kleines villenartiges Gebäude errichten. Der dazugehörige Garten war im englischen Stil angelegt. Zu der damaligen Zeit gepflanzte Kastanien und Linden erreichten ein beträchtliches Alter. Viel später wurden diese Bäume von nordamerikanischen Balsampappeln abgelöst, auf deren Geäst sich Misteln ansiedelten. Noch heute kann man, wenn auch stark verkrüppelt, diese Pappeln in der nach dem zweiten Weltkrieg angelegten Kleingartenanlage betrachten. Anton wurde auch das Privileg verliehen, Gäste zu beherbergen, „sowohl das Gastieren, die Ausspannung als auch des Branntweinbrennens, einheimische und fremde Biere zu zapfen und Weine auszuschänken“, hieß es.

In einem später angebauten Seitenflügel wurde eine Kegelbahn errichtet. Die Gaststätte Antons wurde zum beliebten Ausflugsziel der Dresdner Einwohner dieser Zeit. Sie fand sogar Eingang in E.T.A. Hofmanns Buch „Der Goldene Topf“, in dem er das Leben und Treiben in der Ausflugsgastätte bei „Antons“ zu seiner Zeit schildert. 1801 kaufte der Geheime Kriegsrat Carl Victor August von Broitzem (1741—1812) von Antons Witwe und deren Erben das Grundstück an der Elbe. Broitzem ließ eine Baumallee entlang der von Anton geschaffenen Einfahrt, die sich bis zum sogenannten Förstenweg erstreckte, anlegen. Im Zuge der Kriegsereignisse 1813 und der Bautätigkeit nach dem Erwerb durch den Edlen Herren von Limburg 1814 sind diese Alleebäume zerstört worden. Der Gaststättenbetrieb blieb bis 1863 erhalten.

Am Anton'schen Schlösschen erfolgten 1828 Umbauten. Das Hauptgebäude wurde zu einem Sommerhaus. Zur Elbseite wurde ein Balkon, der auf klassizistischen Säulen ruhte, angebaut. Ein Aussichtstürmchen, verziert mit einer Uhr, schmückte das Dach. Dieser Dachumbau wurde mit „Belvedere“ (dtsch.: Gebäudeteil mit schöner Aussicht) bezeichnet. Bis zur Zerstörung am 13. Februar 1945 war „Antons“ mit diesem Türmchen erhalten geblieben, obwohl es schon Jahre vorher zum baldigen Abriss bestimmt wurde.

Im Frühjahr 1873 wurde beim Schlösschen „Antons“ an der Elbe "ein Bad für Männer":?article_id=56 eröffnet.

1889 kaufte die Stadt von der Frau Baronin von Kaskel „unter gewissen Bedingungen“, wie es hieß, das Grundstück samt Schlösschen. Der Rat der Stadt Dresden plante zur Verbesserung der Kanalisation und einer Elberegulierung den Bau der Hochuferstraße. Die Verbesserung sollte durch den Abbruch des Schlösschens erreicht werden, da es im Sog des Elbstromes lag und bei Hochwasser samt Park regelmäßig überflutet wurde. Nur dem Städtischen Tiefbauamt war es zu verdanken, dass dieses historische Kleinod nicht abgebrochen wurde. Das Tiefbauamt errichtete um das Schlösschen Erddämme, so dass sich das Grundstück ähnlich einer langgestreckten Insel verhielt. Bei Hochwasserfluten bestand keine Gefahr mehr für das historische Bauwerk.
Auf einem Teil der Antonschen Wiesen errichtete man Spiel- und Sportplätze und für einen Ruderverein Unterstellräume für dessen Sportboote.

*Quellen:*
* Scheer, Arno: Dresden-Johannstadt. Die Welt vor dem Ziegelschlag. Dresden 1930.
* Schreier, Dietmar: Es war einmal in Dresden - verschwunden und verschollen II, 2009