www.johannstadtarchiv.de





Vorwerk Tatzberg ("Lämmchen")

In einer Chronik von 1480 werden 14 kleine Weinberge im Gelände „Am "Tatzberg":?article_id=195“, also zwischen Ziegelschlag, dem östlichen Stadtausgang und dem viel später errichteten "Trinitatisfriedhof":?article_id=42 gelegen, beschrieben. Daniel Winzenberger, „Postreiter“ und Chronist am Ende des 16. Jahrhunderts, berichtet in seiner Schrift „Lobspruch der löblichen und Weltberümten Churfürstlichen Stadt Dresden“ sogar davon, dass man am Dresdner Hof neben spanischen, französischen, Ungarn- und Rheinweinen von den einheimischen Weinen vornehmlich auch „Datzberger“ trank.

Anfang des 17. Jahrhunderts befanden sich, abgesehen von einigen Häusern unmittelbar außerhalb der Dresdner Stadtmauer, zwischen dieser und dem Tännicht keine Wohnhäuser. Nur Wiesen und Felder sowie einige Weinpflanzungen wurden von den Einwohnern der Stadt bewirtschaftet. Das erste feste Wohnhaus in dieser Gegend, das „Forwerk Tatzberg“, wurde 1640 erbaut. Es stand auf dem Landstück, das jetzt von dem Straßenviereck Neubert-, "Pfotenhauer-":?article_id=128, Hertel- und "Blumenstraße":?article_id=122 umschlossen ist.

1684 wurde ein kurfürstliches Verdikt erlassen, das lautete: „Wo der Pflug kann gehen, soll kein Weinstock stehn“. Dieses Verdikt bewog die Bauern, die Felder nicht mehr für den Weinbau zu nutzen. Auch die Tatzberge wurden in den folgenden Jahren nicht mehr mit Weinstöcken bepflanzt.

1644 wurde dem Vorwerksbesitzer das Brau-, Gast- und Schankrecht verliehen. Das Vorwerk war von Einquartierungen, Kriegs- und anderen Kontributionen befreit. Besitzer des Vorwerkes war zu dieser Zeit der Hofsattler Friedrich Gottschalk. Sein Sohn Christian bediente die Gäste in den Jahren 1733 bis 1735 mit Gersdorfer, Gorbitzer oder Dresdner Stadtbier. Dem Bierausschank, so hieß es „war starker Zulauf und dabey Musik und Kegelschub“ beschieden.

Von 1740 bis 1744 besaß der Fleischhauermeister Johann Andreas Illgen das Vorwerk Tatzberg, das ab 1742 „Lämmchen“ genannt wurde. Bei ihm konnte man außer dem Dresdner Stadtbier auch Nickerner, Helfenberger, Niederpoyritzer oder Cottaer Bier trinken. Aus den Vernehmungen von Zeugen, besonders des Akziseeinnehmers vor dem Ziegelschlag geht hervor, dass im sogenannten „Lämmgen“ starker Verkehr war und dem fremden Bier zugesprochen wurde.

Der Landwirt Carl August Meißner, der das Grundstück 1825 erworben hatte, erbaute neben den Gutsgebäuden ein Landhaus. Den Garten dieses Landhauses benutzte Carl Maria von Weber, als er auf der Holzhofgasse in Neustadt wohnte, zu sommerlichen Familienaufenthalten. Das Gutsgebäude und das Landhaus wurden im Juni 1866 beim Bau der preußischen Schanze V abgebrochen, und teilweise für den Bau der Schanze verwendet. Das abgebrochene Vorwerk „Lämmchen“ erbaute Meißner 1868 an der Blasewitzer Straße 48 neu. Die mit dem Vorwerk verbundene Milchwirtschaft bestand noch bis 1909.

Nachdem die Johannstadt verkehrstechnisch erschlossen wurde, verkaufte der Sohn des Erbauers und Besitzers Georg Oskar Meißner einen großen Teil der Gutsfelder an der Blasewitzer Straße. Auf einem Teil entstand die Kunst- und Lichtdruckerei von "Römmler und Jonas":?article_id=93.

Nicht verwechseln darf man das „Lämmchen“ mit der auf der Blasewitzer Straße 58 entstandenen Gaststätte. Diese bestand bis zur Bombennacht 13./14.Februar 1945.

__Quelle: Chronik Hofmann__