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Ihagee Kamerawerke AG

Am 13. Mai 1912 gründete der holländische Kaufmann Johan Steenbergen die Firma „Industrie- und Handelsgesellschaft m. b. H mit Kraftbetrieb“. Die Gesellschaft hatte den Großhandel mit photographischen Erzeugnissen und die Fertigung von Kameras zum Zweck.

Der erste Sitz der Firma befand sich in Friedrichstadt auf der Marcolinistraße 8 in einer gemieteten Tischlerei. Da sein Betrieb sich vorwiegend mit der Herstellung von Fotoapparaten beschäftigte, änderte Steenberg 1913 den Namen seiner Firma in „Industrie- und Handelsgesellschaft mbH – Fabrik von photographischen Apparaten und Bedarfsartikeln“. Der Firmenname wurde abgekürzt in „Ihagee Kamerawerke G.m.b.H“ und setzte sich sehr schnell durch.

Nach dem Ausbruch des 1. Weltkrieges musste Johan Steenbergen die Firma schließen, da die Mehrheit seiner Angestellten einberufen wurde. Steenbergen schloss sich mit Otto Diebel und dem Tischlermeister Emil Englisch zur Ihagee Kamerawerke Steenbergen & Co. mit Sitz auf der Gottfried-Keller-Straße 25 zusammen. Nach dem Krieg nahm die Firma ihre Tätigkeit auf dem Gebiet der Entwicklung und Produktion von Plattenkameras mit Holzrahmen wieder auf. Die von Ihagee hergestellten Kameras erlangten auf Grund ihrer technischen Merkmale und der Qualität einen ausgezeichneten Ruf.

1923 wurde der Firmensitz auf das von Steenbergen erworbene Grundstück Schandauer Straße 24 verlegt. Mit dem Eintritt des Mechanikers Karl Nüchterlein in die Firma im gleichen Jahr begann die Entwicklung der Reihe Exakta. Er konstruierte die einäugige Spiegelreflexkamera, Kine-Exakta, die 1936 auf der Frühjahrsmesse in Leipzig vorgestellt wurde. Neben der Leica, der ersten erfolgreichen Kleinbildsucherkamera, wurde die Kine-Exakta zur ersten erfolgreichen Spiegelreflexkamera ihrer Art und somit zum erfolgreichsten Produkt der Ihagee. Karl Nüchterlein war der erfolgreichste Entwickler der Ihagee mit vielen Patenten.

1940 wurde die Produktion der Kameras eingestellt, das Werk produzierte optische Geräte für die Wehrmacht. Als „Feindvermögen“ wurde die Firma beschlagnahmt und in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Zu einer eigentlichen Enteignung der Eigentümer kam es jedoch nicht. Nach den Bombenangriffen auf Dresden im Februar 1945 brannte das Werk völlig aus und stürzte kurz darauf in sich zusammen. Der Ihagee wurde das Gebäude der ehemaligen "Zigarettenfabrik Delta":?article_id=68 auf der Blasewitzer Straße 41/43 zugewiesen. Viele Bestandteile der Exakta waren außerhalb Dresdens eingelagert. Mit diesen und den aus den Trümmern mühsam gesammelten Maschinen begann im August 1945 die Produktion mit 86 Beschäftigten. Im November verlangt die SMAD die Lieferung von 20.000 Kine-Exakta als Reparationsleistung an die UdSSR. Das dazu notwendige Material und die Maschinen wurden von der SMAD bereitgestellt. Das Unternehmen nannte sich nun Ihagee AG i.V. Von dem Enteignungsvolksentscheid wurde die Firma nicht erfasst, 96 % der Mitarbeiter sprachen sich in einer internen Abstimmung gegen die Verstaatlichung des Betriebes aus.

Im November 1959 wurde von der Hauptversammlung der ehemaligen Aktionäre der Ihagee die Gründung einer Ihagee-West beschlossen. Diese lieferte sich später einen langwierigen Rechtsstreit mit dem DDR-Betrieb um Namens- und Patentrechte, bis sie 1976 liquidiert wurde.

In den 50er und 60er Jahren befand sich die Firma auf dem Höhepunkt ihrer Leistungsfähigkeit und ihres Weltrufs. Zu diesem Zeitpunkt konnte sie noch selbständig über die Exporttätigkeit entscheiden. Das Werk auf der Blasewitzer Straße wurde ständig vergrößert, weltweit entstanden Werksvertretungen. Die bekanntesten befanden sich in den USA, Niederlanden und in Großbritannien. Die Exakta-Reihe war zu diesem Zeitpunkt sehr erfolgreich und bekannt. Eine Exakta-Varex wurde sogar im US-Kultfilm „Das Fenster zum Hof“ eingesetzt.

Die Firma selbst wurde weder von der SMAD noch von der Regierung der DDR den Eigentümern zurückgegeben. Vermutlich wegen des holländischen Mehrheitsaktionärs Steenbergen wurde sie aber auch nicht ins Volkseigentum übergeführt. Es wurde ein Treuhänder eingesetzt, der verpflichtet war, jährlich Bericht über die Entwicklung und das Vermögen des Werkes zu erstatteten.

1964 wurde die gesamte Entwicklungsabteilung dem VEB PENTACON Dresden unterstellt. 1968 folgte die Übernahme der Exportgeschäfte der Ihagee. Mit diesen Maßnahmen endete die Eigenverantwortung der Ihagee, eine eigene Kameraherstellung war nicht mehr möglich, und die Kundendienst- und Werbeabteilungen, die einen maßgeblichen Anteil an dem guten Ruf der Kameras hatten, wurden aufgelöst.

Im Juni 1968 wurde eine Nutzungsvereinbarung zwischen dem Ihagee Kamerawerk AG i.V. und dem Kombinat VEB PENTACON DRESDEN geschlossen, die zur Folge hatte, dass die Produktion im Ihagee Kamerawerk zum 31.12.1969 eingestellt wurde. Das Werk auf der Blasewitzer Straße wurde weiterhin als Objekt 18 im VEB Pentacon Dresden geführt. Hier wurden nur noch verschiedene Teile für den Kamerabau gefertigt. Die Exakta-Produktionseinstellung erfolgte 1971. Damit endete die Ära der Ihagee in Dresden. Der Betriebsteil wurde 1990 durch die Treuhand abgewickelt. Mitte der 90er Jahre entsteht an gleicher Stelle ein neuer Bürokomplex.

*Weblinks:*
* "Ihagee in der Wikipedia":http://de.wikipedia.org/wiki/Ihagee
* "Ihagee bei www.dresdner-kameras.de":http://www.dresdner-kameras.de/ihagee_exakta/ihagee_exakta.html
* "Foto Hahn Dresden":http://www.foto-hahn-dresden.de/