www.johannstadtarchiv.de



Neuer israelitischer Friedhof

Der Rat der Stadt Dresden trat am 3. Mai 1862 an die israelitische Gemeinde mit der Aufforderung heran, sich bald um einen neuen Begräbnisplatz zu bemühen. Der alte Friedhof, der an der heutigen Pulsnitzer Straße angelegt war, musste geschlossen werden. Der Rat bewilligte die Verlängerung der Nutzung des alten Friedhofes bis zum Ende des Jahres 1869. Die israelitische Gemeinde konnte daraufhin ein Grundstück an der Fiedlerstraße erwerben, um daselbst einen neuen Begräbnisplatz anzulegen.

1865 begann man mit der Anlage des Friedhofs östlich des "Trinitatisfriedhofs":?article_id=42 auf einem 10,9 ha großen Teilstück des Tännichts. Der Ausbau am neuen Ort ging schnell voran. Am 2. Juli 1867 konnte der im Vorjahr konzipierte und angelegte israelitische Friedhof an der Fiedlerstraße in einer öffentlichen religiösen Feierstunde geweiht werden. 1868 konnten das Gebäude, das nach dem 2. Weltkrieg zur Synagoge ausgebaut wurde, das Leichenhaus und die Totengräber-Wohnung fertiggestellt werden. Der Architekt Ernst Giese hatte alles entworfen und erbaut. Die Gebäude, die heute noch erhalten sind, kosteten 19.500 Reichsmark, und 6.500 Mark musste man für die Einfriedung bezahlen.

Durch die stetig wachsende jüdische Gemeinde wurde der Friedhof recht schnell zu klein. 1903 wurde er erweitert. Viel Platz konnte nicht dazu gewonnen werden, da der israelitische Friedhof im Osten der Fürstenstraße angelegt war und im Westen der Trinitatisfriedhof sich ausdehnte. Der Erwerb eines neuen Grundstücks wurde zuerst durch die Inflation und später durch den Machtantritt der Nationalsozialisten unmöglich. Am 2. Dezember 1938 wechselte der Friedhof seinen Eigentümer und ging laut einer Verordnung an das Land Sachsen.

In der Zeit des Nationalsozialismus blieb der Friedhof für die Beerdigung der Jugend geöffnet. Betreut wurde er von Gemeindemitgliedern und ihnen zugewiesenen jüdischen Zwangsarbeitern. So wurde er auch zu einem wichtigen sozialen Treffpunkt der jüdischen Gemeinde.

Am 13. Februar 1945 wurde der Friedhof während des Luftangriffs weitgehend zerstört. 1949 begann der Wiederaufbau der Feierhalle als eine schlicht gehaltene Synagoge. Ausgelegt wurde sie für 100 Gemeindemitglieder. Das Projekt war nicht unbedenklich, denn eine Synagoge darf nicht auf dem Friedhof stehen. Dem begegnete man mit der Pflanzung einer Hecke um das Gebäude. Der israelitische Friedhof, auf dem mehr als 2.560 Menschen ihre letzte Ruhestätte gefunden haben, umfasst 30.000 m².

Der gerettete Davidstern der großen Dresdner Synagoge schmückte das kleine Gebäude bis zu Errichtung der Neuen Synagoge. Mit der Einweihung der Neuen Synagoge übernahm das Gebäude wieder die alte Funktion als Totenhalle.

*Grabstätten bekannter Persönlichkeiten (Auswahl):*

Helmut Aris | Georg Arnhold | Rudolf Axen | Joseph Bondi | Prof. Dr. med. Heinz Conradi | Helmut Eschwege | "Bruno Gimpel":?article_id=82 | Anna Joachimsthal-Schwabe | Dr. Wolf Landau | Emil Lehmann | Oskar Lesser | Siegfried Lewinsky | Dr. Leopold Stein | Prof. Dr. Julius Wahle | Prof. Dr. Jakob Winter



"Eliasfriedhof":?article_id=54
"Trinitatisfriedhof":?article_id=42
"Neuer israel. Friedhof":?article_id=55